Mit zahlreichen vielfältigen Veranstaltungen wie der Vorführung des Stummfilms „Der müde Tod“ von Fritz Lang aus dem Jahr 1921 musikalisch begleitet von Graf von Bothmer am Flügel oder einer Lesung der ehrenamtlichen Sterbebegleiterin und Bestatterin Susanne Jung feierte und feiert man in diesem Jahr das 150jährige Bestehen des Alten Zwölf-Apostel-Kirchhofs in Berlin-Schöneberg.
Der im Jahr 1864 vor den Toren der Hauptstadt entstandene Friedhof ist mittlerweile von Straßen und Häusern eingeschlossen. Eine Durchfahrt durch ein Wohnhaus führt auf den Friedhof. Das gepflegte parkähnliche Gelände beherbergt sehr alte Bäume, deren mächtige Kronen ordentliche Reihengräber und einige wunderbar gestaltete Erbbegräbnisse an der Begrenzungsmauer überdachen. Den meisten Besuchern dürfte wie mir zuerst das Erbbegräbnis der Familie Fröhlich ins Auge fallen; eine Grabwand aus Muschelkalk, die mich unweigerlich an italienische Friedhöfe denken lässt.
Ebenso sehenswert ist der helle Marmorengel mit ausgebreitenden Armen und gesenktem Blick auf dem Grab von Bertha von Arnswaldt, die den wohl bedeutendsten literarischen Salon in Berlin vor dem Ausbruch des ersten Weltkriegs führte.
Ein weiterer Engel erweckte meine Aufmerksamkeit: Das Bronzerelief gilt als das geschichtlich beachtenswerteste Denkmal des Zwölf-Apostel-Friedhofs. Die letzte Ruhestätte des Malers Robert Warthmüller wird von einem sitzenden weiblichen Engel – fast unbekleidet und mit einer Farbpalette in der linken Hand – bewacht.
Zwischen den Gräbern sind hin und wieder Eichhörnchen zu erblicken, die mal mehr, mal weniger scheu die Friedhofsbesucher beobachten. Am Himmel kreisen Eichelhäher, die sich anschließend in den Kronen der hohen Bäume niederlassen und Eicheln für den Winter sammeln.
Am 21. September fand auf dem Zwölf-Apostel-Kirchhof der 13. Tag des Friedhofs statt. Die tolle Akustik der Friedhofskapelle lockte Lauschwillige zu Konzerten an. Rund um Begräbnis und Grabgestaltung, Patientenverfügung und Grabpflege waren Berater mit ausführlichem Informationsmaterial vertreten. Steinmetzarbeiten zum Zusehen. Eine schwarze Kutsche mit entspannt nickenden Pferden unter schwarzen bodenlangen Decken drehte einige Runden. In der Wartehalle hängen noch bis Jahresende Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die ich auf diesem Friedhof angefertigt habe.
Sitzgelegenheiten rund um einen Grill, frischer Kaffee und Brötchen mit Honig von friedhofseigenen Bienenstöcken, Führungen zu verschiedenen Themen und Schülerkonzerte im Freien schufen eine lockere untraurige Stimmung. Aus einem Mausoleum, dessen blaue Fenster das Licht im Innern dämpfte, drang ruhige klassische Musik. Zwei Stühle luden zum Verweilen ein. Ein entspannter Umgang mit dem, vor dem es kein Entkommen gibt.
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