Selten habe ich einen so tristen Friedhof besucht. Schaut man sich den Cimetière de Namur in Belgien auf Satellitenbildern an, erblickt man hauptsächlich die Farbe Grau. Nur wenige grüne Tupfer weisen auf die wenigen Bäume und Sträucher hin. Eine Steinwüste, die so gar nichts mit den schönen Parkfriedhöfen in Hamburg oder Leipzig gemein hat. Kein Ort, zu dem man wiederholt aufbrechen möchte, um die besondere Atmosphäre aufzusaugen und dem hektischen Alltag zu entfliehen. Was gäbe ich für ein schattiges Plätzchen? Die Sonne brennt erbarmungslos und steigert seltsamerweise eine Tristesse, wie ich sie bisher noch auf keinem anderen Friedhof vorgefunden habe. Anfänglich stimmen mich die vielen umgefallenen Kreuze nachdenklich – vielleicht sogar etwas traurig. Einige wurden erst vor wenigen Jahren aufgestellt und scheinen umgehend in Vergessenheit geraten zu sein. Das Leben der Hinterbliebenen – sofern es sie gibt – bleibt jedoch nicht stehen. Und das ist gut so. Ob die Verstorbenen ebenso wie die Gräber vergessen sind, vermag ich als Erkundender nicht zu sagen. In den Köpfen mag so mancher Mensch weiterleben. Dafür braucht es keine ordentliche Grabstelle, keine frischen Blumen und kein gerade stehendes Kreuz.
Auch die Krypta ist baufällig. Ein Betreten ist leider nicht möglich. Hier hat sich sicher der Staub von Jahrzehnten angesammelt. Die Zeit dürfe den kleinen, hier und da neben den Geburts- und Sterbedaten angebrachten Fotografien der Beigesetzten ihrer Farbe beraubt haben.
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