Omaha Beach – eine der vier Landungsbuchten der Alliierten im zweiten Weltkrieg. Eine denkbar ungünstige Stelle, um das französische Festland zu erstürmen. Wer von der Gedenkstätte hinunter zum Strand blickt, dem wird allzu deutlich, dass die ersten Reihen der jungen Soldaten in einen relativ sicheren Tod geschickt wurden. 18, 19, 20 Jahre junge Menschen – kaum erwachsen. Zuhause die erste Liebe zurücklassend. Das Leben – eigentlich – noch vor sich.
Das Ehrenfeld mit riesigen Ausmassen ist unüberschaubar. Die Besucher sind zahlreich, aber sie verlieren sich in der Weite des Areals. Die Stille wird unterbrochen von Rasenmähmaschinen. Militärisch kurz und dicht und fast künstlich grün ist das Gras. Beinahe wie ein Teppich, deren Betreten etwas Überwindung kostet.
Reihe für Reihe weiße Marmorkreuze oder Marmorsterne, geometrisch geordnet. Jeder Stein ein junger Mensch. Auf Befehl in den Tod gestürmt. Die wenigsten von ihnen dürften gewusst haben, was sie erwartet. Ich lese Namen, Heimatorte, Todestage… Mütter und Väter irgendwo in Kentucky, in Idaho, in Massachusetts oder in einem anderen Bundesstaat in den USA warteten vergeblich auf die Heimkehr ihres Sohnes. Reihe für Reihe. Weiß an Weiß. Tod für Tod.
Zwischen den Reihen suchen Möwen in kleinen Häufchen aus gemähtem Gras nach Essbarem. Ich laufe die breiten Wege entlang, um die Menge zu erfassen, was jedoch unmöglich ist. Es sind Ausmaße, die Übelkeit verursachen. Obwohl sie doch nur einen kleinen Teil der Opfer des zweiten Weltkriegs zeigen.
Auf dem weichen Rasen zwischen den Kreuzen entdecke ich hier und da frische Blumen oder ein Fähnchen. Die persönlichen Erinnerungen werden mit den Jahren spärlicher. Ein Veteran in Ausgehuniform mit Orden und gestützt – wie es scheint von Enkelkindern – mit ausdruckslosem Gesicht. Was mag er erlebt haben? Bei der Landung. Landung der Alliierten – ein harmlos klingender Begriff. Landung…
Stufen führen mich hinab zum Meer. Hier konnte man nicht landen. Hier konnte man nur in das Feuer der gut gesicherten Steilküste rennen. Viele Besucher verharren nur kurz. Man fotografiert sich gegenseitig. Eine Handlung, die mir seltsam erscheint. Bilder für das Familienalbum? Das Meer ist friedlich und still, am Horizont ziehen Schiffe vorbei. Kinder rennen mit nackten Füssen im Wasser herum. Hier ist das Leben. Es geht weiter. Das Leben. Doch vergessen wir nicht den Preis, der dafür gezahlt wurde. Unzählige weiße Kreuze und Sterne. In unzähligen Reihen.
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