Inmitten von mächtigen Kapellen, Mausoleen, Sarkophagen, Kreuzen und Statuen erinnern – fast unscheinbar – verblichene, zerbrochene und aus ihren Rahmen gefallene Grabbilder an die Vergänglichkeit des Lebens. Ein Sinnbild für die Endlichkeit. Mich umtreibt die Frage, ob wohl noch ein Lebender diesen Menschen gedenken mag. Ob überhaupt noch ein Wissen ihres Seins vorhanden ist. Oder sind – ähnlich der Inschrift so manchen Grabsteins – die Namen dieser Verstorbenen aus den Köpfen der Lebenden längst verschwunden? Skulpturen stellen sich trotzig den widrigen Einflüssen der verschiedenen Jahreszeiten entgegen. Verwitterte Gesichter spiegeln die lange Zeit wider, in der das Leben gekommen und gegangen ist.
Steinerne Treppen führen hinab in die Dunkelheit. Der Zugang zu einer Gruft. Düster. Modrig. Feucht und kalt. Scheinbar vergessen. Unterirdische Gänge durchziehen den Friedhof. Nur durch milchige Oberlichter – bestehend aus einer regelmäßigen Anordnung kleiner Glasbausteine – dringt Tageslicht in den Untergrund. Ansonsten – Stille. Totenstille. Ohne weitere Besucher scheine ich mich in vollkommener Abgeschiedenheit zu bewegen. Namen an den Wänden. Eine gealterte Fotografie. Verwelkter Blumenschmuck. Eine Absperrung hindert am Weitergehen. Im Gang dahinter haben sich große Pfützen angesammelt.
Wieder zurück an der Oberfläche nehme ich einen tiefen Atemzug. Sonnenstrahlen erwärmen die ausgekühlte Haut. Libellen fliegen hektisch zwischen saftig grünen Pflanzen hin und her. So nah sind sich Leben und Vergehen, Sonne und Schatten…
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2 Comments
Was für Bilder! Auch die Details sind mit aufmerksamem Auge festgehalten und alles schon fotobandreif.
Von dem Friedhof wußte ich leider gar nichts, als ich zuletzt in Brüssel war. Toller Tipp, danke!
Was für eine riesige Gruft übrigens, der Wahnsinn.
Solch nette Worte freuen mich überaus. Vielen Dank dafür! Und wer weiß… vielleicht wird die eine oder andere Aufnahme auch irgendwann in einem weiteren Bildband zu sehen sein. Nun werde ich aber erst einmal meine Faszination für „vergessene Orte“ in einem Bildband verarbeiten.