Ruhe, Entspannung, Frieden und Abgeschiedenheit sucht man auf dem Invalidenfriedhof in Berlin vergeblich. Zu aufgeräumt präsentiert sich die Fläche auf dem ehemaligen Todesstreifen. Zu grausam die spürbare Vergangenheit. Nur einige wenige, aber imposante, alte Bäume lockern die sonst recht offene Szenerie des 1748 eröffneten Friedhofs auf.
Ein asphaltierter Weg, der ferner als Fahrradweg genutzt wird, trägt ebenso wenig dazu bei, die hektische Außenwelt auszuschließen. Trotzdem ist der Invalidenfriedhof durchaus einen Besuch wert. Deutsche Geschichte zwischen preußischem Militär, Befreiungskriegen und DDR-Unterdrückung. Eine Art Mahnmal der Gewalt. Die meisten der hier Bestatteten starben keines natürlichen Totes. Und auch die deutsch-deutsche-Grenze hat an dieser Stelle ihre Opfer gefordert. Mindestens vier Menschen fanden hier den gewaltsamen Tod. Mauerreste erinnern an diese Vergangenheit. Auf Tafeln findet der Besucher eine umfangreiche Dokumentation zur Geschichte des Friedhofs.
Zerstörungen im zweiten Weltkrieg und während der DDR-Zeit haben zur Folge, dass nur noch knapp 230 Gräber erhalten sind. Gekrönte Adler, mächtige Löwen, Stahlhelme oder Schwerter „schmücken“ die Gedenkstätten und Grabsteine der diversen bekannten Persönlichkeiten der deutschen Militärgeschichte. So liest man auch den Namen des roten Baron, Manfred Freiherr von Richthofen, der auf dem Invalidenfriedhof einst seine Ruhestätte fand – ehe es seiner Familie 1975 gelang, ihn nach Wiesbaden umbetten zu lassen. Nun ziert ein eher schlichter Gedenkstein die ehemalige Begräbnisstelle. Ein Heldenfriedhof? Mitnichten. Aber diesbezüglich dürfte jeder seine eigene Meinung haben…
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5 Comments
Sei gewiss, ich verneige mich vor der Erhabenheit Deiner Fotografien.
Es gibt Fotografen, die definieren die Vignette als staubiges abgenutztes Relikt längst vergangener Fototage. Mag sein, aber ich erachte diese noch immer als zeitlos edle Umrandung, welcher es auf unaufdringlicher Art gelingt, dem Motiv ein Mehr an Atmosphäre zu verleihen. Und das auf umfangreiche Weise.
Ich fühle mich geehrt und in Anbetracht der Verneigung auch ein klein wenig verlegen – was aber durchaus zu ertragen ist 😉
Relikte aus längst vergangenen Tagen können etwas ungemein Schönes sein. Es sollte nicht entscheidend sein, ob etwas modern oder unmodern ist. Letztendlich kommt es auf die Wirkung an, die man dadurch imstande ist, zu erzielen. Für harte Vignetten konnte ich mich noch nie begeistern. Aber nicht, weil diese angestaubt wären, sondern weil mir deren Wirkung nicht zusagt. Ein weicher Übergang in eine Vignette schafft – das passende Motiv vorausgesetzt und individuell eingesetzt – eine gewisse Stimmung und lenkt dazu noch den Blick des Betrachters auf das Motiv. Warum sollte man also auf diese Möglichkeit, die Bildwirkung zu steigern, verzichten?
Ich erachte mein Lob noch immer als gerechtfertig. Gelang es Dir doch gerade den Skulpturen eine Seele sowie Lebendigkeit zu geben.
[…] Warum sollte man also auf diese Möglichkeit, die Bildwirkung zu steigern, verzichten? […]
Ich weiß nicht, warum manche so vehement dagegen sind. Vielleicht der eigene Zwang hin zur Moderne. Ohne dabei zu berücksichtigen, dass jegliche Evolutionsstufe innerhalb der Fotografie auch heute noch seinen Charme besitzt. Gerade in Kombination mit den momentanen technischen Möglichkeiten.
Wobei auf mich einige Zusammenarbeiten doch eher befremdlich wirken. So beispielsweise die Erstellung von HDR-Bildern bei Motive aus der Lost-Places-Gattung. Mag schon sein, dass sich diese Technik dafür eignet, um wirklich jeden Winkel der Fotografie erkennen zu können. Doch für mich steht die jeweilige Ästhetik der beiden Elemente zu sehr im Widerspruch.
Zwar hatte ich es auch einmal gestestet, doch man kann diese sterile Leuchtkraft von HDR nicht wirklich mit dem maroden Schattendasein von Lost-Places-Motiven in Einklang bringen. Nicht ohne in unbeholfener Weise künstlich zu wirken.
Je nach Motiv kann die unwirkliche Ansicht eines HDR-Bildes durchaus einen großen Reiz haben. Oftmals wirken HDR-Bilder auf mich aber auch zu „glatt“. Ich mochte schon immer große und teils auch harte Kontraste und habe mich auch immer gegen die Ansicht gewehrt, dass jede einzelne Stelle im Bild Zeichnung benötigt. Man sollte so etwas doch immer von Motiv zu Motiv beurteilen und nicht als Gesetz ansehen. Abgesehen davon werden Neuerung – wie die HDR-Fotografie – anfangs gerne ohne Sinn und Verstand angewandt.
[…] Invalidenfriedhof — deutsche Geschichte in Berlin | Gedankensplitter hinter Glas Bei Marcus Rietzsch findet sich wieder einmal eine eindrucksvolle Friedhofsbesichtigung mit einigen sehr imposanten und großartigen Bildern: »Ruhe, Entspannung, Frieden und Abgeschiedenheit sucht man auf dem Invalidenfriedhof in Berlin vergeblich. Zu aufgeräumt präsentiert sich die Fläche auf dem ehemaligen Todesstreifen. Zu grausam die spürbare Vergangenheit. Nur einige wenige, aber imposante, alte Bäume lockern die sonst recht offene Szenerie des 1748 eröffneten Friedhofs auf.« […]