Wiederholtes Nieseln geht in Regen über. Erste Schirme werden aufgespannt. Es ist Sonntagabend und ich lausche den Klängen von „Camouflage“, die das kleine, familiäre Nocturnal-Culture-Night-Festival beschließen und bereits seit einer halben Stunde für Begeisterung sorgen. Nun muss ich diese prächtige Stimmung allerdings kurzzeitig verlassen, um meine Bilder abzuhängen. Ein Teil der Ausstellung ist nicht überdacht und Dauerfeuchtigkeit dürfte den gerahmten Fotoaufnahmen nicht gut bekommen.
Doch von Beginn an: Der Erscheinungstermin meines zweiten Fotobildbands wurde nicht zufällig gewählt, sollte dieser doch im Rahmen des Nocturnal-Culture-Night-Festivals erstmalig präsentiert werden. So reiste ich am Freitagvormittag nach Deutzen, um zwischen wuselnden Kabelziehern und anderen mehr oder wenig hektisch umherflitzenden Mitarbeitern, Händlern und Musikern eine Fotoausstellung aufzubauen. Leider fiel die Platzzuteilung etwas unglücklich aus, wodurch die Ausstellung zweigeteilt wurde und manche Bilder stellenweise nur schwer zugänglich waren. Zugegeben: Zwischenzeitlich war meine Stimmungslage nicht dem prächtigen Wetter, welches erst am Sonntag umschlagen sollte, angemessen. Im Verlaufe des Festivals konnten mir nette Gespräche, neue Bekanntschaften, interessierte Betrachter, tolle Konzerte, leckere heiße Schokolade und köstliches Knoblauchbrot jedoch so manches breite Grinsen ins Antlitz zaubern.
Besonders gefreut habe ich mich selbstverständlich über die Begeisterung, die dem Bildband und der Ausstellung entgegengebracht wurde. Eine Premiere war der mehrfache Wunsch nach einer Signierung bzw. Widmung. Schriftstellerische Höhen, in denen Widmungen zum alltäglichen Geschäft gehören, hatte ich bisher nicht erklommen. Persönliche Widmungen für sympathische Menschen, gleichwohl nur flüchtig bekannt, waren eine neue Erfahrung. Das erfreute Lächeln in den Gesichtern der Buchkäufer bestätigte mir, dass ich wohl die richtigen Worte gewählt habe.
Daneben stand selbstverständlich das auf den drei Bühnen Vorgetragene im Mittelpunkt. Bekanntes und Unbekanntes waren ebenso gut gemischt wie Elektronisches und Handgemachtes. Besondere Aufmerksamkeit schenkte ich der Band „Torul“, deren Name mir bis zu jenem Tag keinerlei Begriff war. Aber die große Leidenschaft und die überaus angenehme Stimme des Sängers faszinierten und fesselten mich. Selbstverständlich bekamen auch die alten „Meister“ wie „Phillip Boa And The Voodooclub“ (schlechte Laune hat hier Tradition), „Diary Of Dreams“ oder den bereits erwähnten Camouflage die nötige Begeisterungsfähigkeit.
Im Gegensatz zu den großen Festivals herrscht in Deutzen immer eine entspannte, fast schon familiäre Atmosphäre. Das Areal ist überschaubar und trotzdem bietet es genug Gelegenheit, um Rücken und Füße auszuruhen und sich entspannt auf den nächsten Auftritt zu freuen. Wie beispielsweise auf „Oberer Totpunkt“, die unplugged angekündigt waren. Auf Elektronisches wurde selbstverständlich trotzdem nicht verzichtet. Begeistert zeigte ich mich über den satten Schlagzeugsound und natürlich über die große Bühnenpräsenz von Bettina Bormann, die mittels Sprechgesang kleine Geschichten zum Besten gab.
Ein weiterer Höhepunkt war der frühe Auftritt der italienischen Band „Low-Fi“: Entgegen meiner fränkischen Natur, die sich durch Besonnenheit und Zurückhaltung „auszeichnet“, erstand ich unter dem Eindruck des mittäglichen Konzerts sogleich einen Tonträger. Bisher habe ich diese Spontanhandlung allerdings auch nicht bereut. Unzählige Male drehte sich in den vergangenen Tagen die silberne Scheibe im entsprechenden Abspielgerät.
Im nächsten Jahr komme ich sicherlich wieder. Die Unterkunft ist bereits gebucht.
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