Bevor ich mich auf dem Pariser Cimetière du Montparnasse in das Gewirr aus Stein und Metall, künstlerischen Darstellungen und Schlichtheit stürze, fallen mir die hohen, mit Stacheldraht gesicherten Mauern auf. Und wo die Stadt der Toten an die Häuser der Lebenden grenzt, sind die Fenster dieser Häuser vergittert oder zu schmalen Schlitzen verkleinert. Unweigerlich muss ich an ein Gefängnis denken. Doch wer sind die Insassen? Die Toten oder die Lebenden? Ob wohl eine gewisse Angst vorherrscht, die Verstorbenen könnten eines Tages aus ihren Gräbern steigen und die Lebenden heimsuchen? Doch schnell vergesse ich diese Fragen und widme mich voller Faszination diesem großen Totenreich mit seinen Palästen, Avenuen, verwinkelten schmalen Gassen, zerfallenden Häuschen, prunkvollen Mausoleen und zerbröselnden Sarkophagen. Ein friedvolles Nebeneinander der sterblichen Überreste der Anhänger verschiedenster Kulturen und Religionen. Als zierendes Element sehe ich häufig die Sanduhr mit Flügeln… die entfliehende Zeit. Wie flüchtig sie doch ist. Uns allen ohne Ausnahme enteilend. Die Möglichkeit entbehrend, sie festzuhalten. Carpe diem!
Fast lebendig wirkende Eulen-Skulpturen versinnbildlichen möglicherweise die Weisheit des Verstorbenen. Oftmals symbolisiert die Darstellung eines Käuzchens aber auch Unheil, Finsternis und Tod. (mehr …)