Erinnerungen aus dem Jahr 2006
Wien ist anders.
Man spricht zwar Deutsch, aber so mancher deutschsprachige Tourist und Zugereiste reibt sich verwundert die Ohren, wenn er in eines der zahlreichen und leicht herbeigeführten Gespräche mit einem Einheimischen gerät. „Ich muss jetzt wirklich mal ausrasten!“ – Erschrocken sucht der Auswärtige nach den Gründen, warum der Gesprächspartner so plötzlich die Contenance verlieren mag. Und findet selbstverständlich keine. Kommt ausrasten doch von dem Wort Rast und bedeutet letztendlich nichts anderes als „ausruhen“. Buh, noch mal Glück gehabt. Man kennt ja die Gepflogenheit eines so exotischen wie fremden Völkchens, wie es die Wiener nun mal sind, nicht wirklich. Sollte eine Kellnerin einmal fragen, ob man bedient sei, nimmt sie natürlich nicht an, dass der Gast die sprichwörtliche Schnauze voll hätte aufgrund des schlechten Services. Weitere ähnlich geartete Doppeldeutigkeiten können einen Wienaufenthalt zu einem amüsanten wie auch verwirrenden Erlebnis werden lassen. Manche Wortwahl lässt hingegen viel Spielraum – sind manche Wortschöpfungen doch in keiner Weise zu ergründen. Gerade Besucher aus dem nördlichen Teil der bundesdeutschen Republik dürften hier so ihre Probleme haben. Große virtuelle Fragezeichen sind fast vorprogrammiert. Ist der Wiener in seiner ganzen Art doch ein eher gemütlicher Zeitgenosse, der von Hektik und Stress ganz und gar nichts hält, kann er beim Sprechen urplötzlich auch schon mal einen Zahn zulegen. Verständlicher macht es die Angelegenheit selbstverständlich nicht. (mehr …)