Nach einer regnerischen Nacht ist die Luft klar und frisch. Keine weiteren Besucher hat es an diesem Vormittag auf den kleinen Parkplatz verschlagen, neben dem ein handgeschriebenes Schild in drei Sprachen auf eine „Attraktion“ abseits der großen Hauptstraßen hinweist. Ein Weg führt in den Wald. Nach wenigen Metern stehen die Reste alter Karosserien Spalier. Dunstiges Morgenlicht hüllt die ausgeschlachteten Fahrzeuge in ein sanftes Licht. Nur das leise Trommeln der von den Bäumen auf das Blech der Autodächer herabfallenden Tropfen ist zu vernehmen. Ansonsten herrscht eine angenehme Stille. Um eine alte, verwüstete Werkstatt gruppieren sich weitere Schrottautos. Einige Wagen erinnern an alte amerikanische Gangsterfilme, als Ganoven mit elegant sitzenden Hüten und Maschinengewehren bewaffnet auf den Trittbrettern außen an den Fahrzeugen standen. Und sogar ein großer Bus hat hier in sumpfigem Gebiet seine letzte Ruhestätte gefunden. Aufgebockt, als könnte jeden Augenblick der Mechaniker mit einem Ersatzteil um die Ecke kommen. Doch der mittlerweile verstorbene Åke Danielsson hat sein Zuhause bereits vor über zwei Jahrzehnten verlassen. Fast gespenstisch erscheinen so die blechernen Hüllen, mit denen früher über Schwedens Straßen gefahren wurde. Zur Arbeit, zum Sport oder ins Kino. Autos, in denen gelacht und geweint wurde. Ihrer Scheiben und Reifen beraubt, wehren sie sich vergeblich gegen den Verfall und die Vereinnahmung durch die Natur. Auf zerbröselnden Lederpolstern wachsen Stauden und Farne. Einige Karosserien ähneln so einem kleinen Gewächshaus.
Anders als in der Schweiz (Gürbetal) und in Belgien (Chatillon), wo sehenswerte Autofriedhöfe vollständig geräumt wurden, haben sich in Südschweden die Befürworter durchgesetzt. Bis 2050 dürfen die Autowracks bleiben. Sozusagen als kulturelles Erbe. Für manche vielleicht auch als Mahnmal für die Wegwerfmentalität unserer Gesellschaft. Doch die Kraft von Regen und Sonne, Frost und Hitze und vor allen die intensiven Bemühungen von Flechten, Moosen und Pilzen sind beträchtlich. Es ist anzunehmen, dass in fast vier Jahrzehnten nicht mehr viele sichtbare Spuren vorhanden sein werden. (mehr …)