Die Nacht vor meinem Besuch war regnerisch. Doch der Morgen begrüßte mich nur noch tröpfelnd und ehe sich der Waldzugang pünktlich öffnete, hatten die Wolken ein Einsehen.
Der Waldfriedhof Oberrad präsentierte sich als kleines Naturparadies. Das frenetische Konzert hunderter kleiner gefiederter Sänger übertönte mit Leichtigkeit die schwachen Klänge der wenigen, direkt am Friedhof vorbeieilenden Fahrzeuge. Hohe Bäume, viele Sträucher und dieses Trillern, Zwitschern, Piepsen… zunächst waren keine friedhofstypischen Elemente zu erkennen, allerdings verwandelte die in der Luft schwebende Feuchtigkeit die grüne Umgebung in ein besonderes, fast mystisches Ambiente.
Nach einigen Schritten und der Erkenntnis, diese melancholische Stimmung vorerst mit keinen weiteren Besuchern teilen zu müssen, tauchte ein Zaun mit einem Tor auf: eine Ruhestätte für Gefallene des 2. Weltkrieges. Eine beeindruckende, überlebensgroße Skulptur symbolisierte mahnend den Schmerz. Von den hohen Bäumen herabfallendes Wasser und die daraus entstehenden kleinen glitzernden Tropfen milderten das bedrückende Erscheinungsbild.
Nachdenkliches hinter mir lassend wendete ich mich den zwischen Buschwerk gerade so sichtbar werdenden Grabreihen zu. Nicht ohne ein Hinweisschild der Friedhofsverwaltung mit einem Lächeln zu bedenken: Besucher sollen bitte Verständnis für die Wildtiere des Friedhofs haben. (mehr …)