Der Wind streicht über die trockenen schmalen Ähren hoher, im Sonnenlicht leuchtender Gräser. Jahrzehntelang von schweren Militärfahrzeugen belastete Wege geben sich den Kräften der Natur geschlagen. Die Wurzeln großer Bäume drücken von unten gegen die Betondecke. In Form von Rissen und Wülsten offenbart sich die Stärke dieser Pflanzen. Ein grüner Moosteppich überzieht wüste Asphaltflächen. Lebendig präsentiert sich die zauberhafte Welt vergessener Orte. Eine wilde Natur hat das ehemalige Kasernengelände in Wünsdorf in Besitz genommen.
Dazwischen befinden sich die Reste einer kleinen Stadt. Krankenhaus, Sport- und Schwimmhalle, Theater, Gebäude mit Wohn- und Schlafstätten. Offenstehende Eingangstüren flüstern und fordern: „Tritt ein!“ Die Gebäude wollen erkundet werden. Die Fenster der unteren Etagen sind oftmals mit Brettern vernagelt. Diffus ist das einfallende Licht. Schatten hocken scheinbar lauernd in den Ecken. Der Fuß ertastet sich vorsichtig einen stolperfreien Weg. Ein paar Stufen höher kitzeln die Strahlen der Sonne hunderte Details hervor. Alte Zeitungen, kyrillische Buchstaben, verstaubte Kleidungsstücke unbestimmter Farbe, Wandgestelle für Stiefel, Waschräume mit Spiegeln aus Metall, hier und da weitere kleine Gegenstände. Toiletten, die beispielsweise aus französischen Reiseerfahrungen bekannt und aufgrund der wenig vorhandenen „Bequemlichkeit“ berüchtigt sind. Mancher Fußboden lässt erahnen, wie hier ehemals Betten angeordnet waren. Gelegentlich fällt der Blick auf den Versuch einer individuellen Wandverschönerung. Ansonsten herrscht triste Gleichförmigkeit bis zu den oberen Geschossen. (mehr …)