Die kleine, in der Normandie gelegene Ortschaft Jumieges empfing mich am Morgen mit strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel. Der Reiseführer sprach davon, dass mein anvisiertes Ziel – die Abtei von Jumieges – nur mit einer Fähre erreicht werden kann, doch aus westlicher Richtung kommend war dies überraschenderweise nicht nötig. Schon der wuchtige Eingang, ein Gewölbe mit gestalteten Schluss-Steinen, versprach einen außergewöhnlichen Aufenthalt. Und ich wurde nicht enttäuscht. Die hoch aufragenden Ruinen raubten mir den Atem. Unten teils von uraltem Baumbestand beschattet. Staunend blickte ich in die Höhe, wo das dicke Mauerwerk hell schimmernd in der Sonne von hin und wieder laut auf die Eindringlinge schimpfenden und wild flatternden Krähen belagert wurde. Die teilrestaurierten Ruinen erheben sich imposant auf einem großen Gelände. Einst eines der größten Klöster Frankreichs, dessen Geschichte bis ins Jahr 654 zurückgeht. Manufakturen, Ställe, Gärtnerei. Kirche, Wohnräume und Bibliothek. Die nach der französischen Revolution zum Abbruch freigegeben Abteien, ihrer Dächer beraubt und ohne Bodenplatten trotzten mit ihren dicken Wänden – teils einen Meter und mehr – noch lange den bauwütigen Händen der Dorfbewohner. (mehr …)